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Dolma Lhakang – es geht voran mit den Bauarbeiten

Reist man durch die tibetisch besiedelten Gebiete in Sichuan und Qinghai, ist man als außenstehender Tourist überrascht über die vielen Klöster, die wieder aufgebaut wurden. Doch man weiß nicht, ob dort auch Mönche oder Nonnen leben, ob sie studieren oder praktizieren. Das Kloster Tsawa Dolma Lhakang, das auf ca. 4.400 Metern Höhe in einer kargen Gegend in der Autonomen Region Tibet angesiedelt ist, war einst ein bedeutendes Kloster in der osttibetischen Kulturregion Kham. Das Stammkloster des ROKPA-Gründers Akong Rinpoche. Er war der Abt, bevor er das Land verlassen musste. Nach seiner Zerstörung in der Kulturrevolution konnte der Wiederaufbau des Klosters erst in den 1980er Jahren wieder begonnen werden. Nur einzelne Mönche und Nonnen waren damals übrig. Seit Mitte der 1990er Jahre steht ein von Akong Rinpoche eingesetzter junger Abt dem Kloster vor. Durch sein Bemühen entstand in den letzten 25 Jahren wieder eine Gemeinschaft von über 100 Mönchen und fünf Nonnengemeinschaften mit insgesamt 125 Nonnen. Auch wenn die Gebäude noch nicht wieder alle hergestellt sind, ist dem Abt das gelungen, was den Kern und Sinn eines Klosters ausmacht. Es ist wieder wie früher ein Zentrum für die Gemeinde und ein Zentrum für die Ausbildung von Mönchen und Nonnen. Ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der tibetischen Kultur.

Ausbildung in Dolma Lhakang

Bereits vor zehn Jahren nahm die Shedra, d.h. Mönchsuniversität ihren Betrieb auf. Es gibt inzwischen fünf Khenpos, d.h.Mönchsprofessoren. Sie absolvierten ihre Ausbildung vor Ort und ergänzend in anderen Lehreinrichtungen wie Palpung und Sertar,bevor sie die abschließenden Prüfungen bestanden und den Titel „Khenpo“ verliehen bekamen. Eine solche Ausbildung dauert in der Regel insgesamt achtzehn Jahre. Dolma Lhakang gehört zur Karma Kagyu Tradition im tibetischen Buddhismus, und einmal jährlich im September treffen sich abgesandte Studenten unterschiedlicher Shedras, zu Vorträgen, großen Debattierrunden und Prüfungen. Die Leistungen der Studenten werden von einem Gremium bewertet. Auch im Jahr 2019 erzielten die Studenten aus Dolma Lhakang gute Ergebnisse. Neu ist, dass in Dolma Lhakang nicht nur die Mönche studieren, sondern auch die Nonnen. Einer der fünf Khenpos der Shedra ist zuständig für das Unterrichten der Nonnen. Zwei Klassen mit jeweils dreißig Nonnen treffen sich täglich zum Studium. Eine Klasse beschäftigt sich mit verschiedenen elementaren Themen des Buddhismus, während die andere Klasse derzeit das Werk von Shantideva mit dem Titel „Anleitung auf dem Pfad zur Erleuchtung“ studiert. Die andere Hälfte der Nonnen praktiziert in Einzel- oder Gruppenklausuren unterschiedliche Meditationsübungen.

Bauaktivitäten

Im Jahr 2019 war die Sanierung des Tempeldaches eines der wichtigsten Vorhaben, denn Wind und Regen hatten ihm so zugesetzt, dass der Regen durchkam. Um massive Schäden zu verhindern, war schnelles Handeln notwendig. Die Arbeiten sind bereits abgeschlossen und nun hat der Tempel ein ganz modernes dichtes Dach. Das neue Klausurhaus ist im Rohbau fertig. Das alte Gebäude war vor einem Jahr schweren Erdrutschen nach massiven Regenfällen zum Opfer gefallen und musste abgerissen werden. Inzwischen wurde mit dem Innenausbau begonnen und es ist zu hoffen, dass im kommenden Frühjahr die Mönche, die die Klausur unterbrechen mussten, bald wieder fortfahren können. Allerdings werden es nicht mehr dreizehn sein, sondern nur zwölf. Ein Mönch hat inzwischen seine Gelübde zurückgegeben und geheiratet (Anmerkung: im tibetischen Buddhismus ist es durchaus möglich und üblich, dass junge Menschen ihre Gelübde rückgängig machen und wieder als Laien leben, wenn sie merken, dass es ihnen zu schwer wird, die Gelübde einzuhalten).

Noch gab es keine Baugenehmigung für die Fertigstellung des rechten Seitenflügels des Klosterhofes. Dort sollen Verwaltungsräume und Unterkünfte entstehen. Das Kloster hofft auf eine Genehmigung für das kommende Jahr. Ein großer Teil der notwendigen Fördermittel für die Bauarbeiten steht inzwischen bereit. Wie in den tibetischen Klöstern in Indien bereits deutlich feststellbar, gibt es auch in den Klöstern der tibetischen Gebiete Westchinas die Tendenz, dass weniger junge Menschen sich entschließen Mönch oder Nonne zu werden. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist die wirtschaftliche Situation einer Region, eines Orts. Zwar ist es nach wie vor für 12 die tibetischen Familien wichtig, wenigstens einen Mönch oder eine Nonne in der Familie zu haben, aber sie müssen es sich leisten können. Denn nicht nur fällt mit dem Mönch oder der Nonne eine Arbeitskraft weg, die zum Familieneinkommen beiträgt, sondern die Familie muss in den meisten Fällen diesen Familienangehörigen auch unterstützen, denn nur wenige Klöster können voll für den Unterhalt ihrer Mönche oder Nonnen aufkommen.

ROKPA unterstützt mit Spendengeldern die Mönche und Nonnen mit einem monatlichen Zuschuss von 40 Euro pro Person für das Essen, was aber nicht ausreicht und vielleicht vom Gesamtunterhalt dreißig Prozent sind. Den größeren Teil müssen die Familien aufbringen. Ihre Unterstützung für Dolma Lhakang ist wichtig: Sie unterstützen damit nicht nur die einzelnen Menschen, sondern den Erhalt der tibetischen Sprache und Kultur. Die Mönche und Nonnen in und um Dolma Lhakang haben sich für ein hartes, entbehrungsreiches Leben entschieden, um sich diesem Studium und der Praxis zu widmen, die zum Erhalt eines wichtigen immateriellen Kulturerbes und Welterbes dient.