Union Hilfswerk Berlin Essensausgabe

Obdachlose in Berlin – und was wir mit Ihren Spenden erreichen konnten

Wer wie ich, fast jedes Jahr einmal nach Berlin reist, um Familie und Freunde zu besuchen, bemerkt den Unterschied zu früher deutlich. Wo immer es eine Unterführung gibt, besonders an belebten Straßen, findet man Menschen, die dort leben. Oft ist ihre ganze Habe in peinlichster Ordnung in einem Einkaufswagen gestapelt, eine Matratze und eine Decke liegen auf dem Asphalt. Jetzt, in der eher warmen Jahreszeit ist man immerhin vor Regen geschützt und es ist nicht mehr so kalt. Doch die Situation bleibt schier unerträglich, für jeden, der unfreiwillig auf der Straße leben muss.

Die Zahl der Menschen ohne Wohnung in Berlin ist schwer zu schätzen. Nach einer offiziellen Zählnacht im Januar 2020, wo man alle Menschen, die in der U-Bahn, unter Brücken und Unterführungen und in Einrichtungen unter kamen, kam man auf die Zahl 1.976. Doch die Berliner Kälte-Hilfe spricht von 6 bis 8.000 Menschen. Viele wollen nicht gezählt werden, verstecken sich, schämen sich für die Situation, in der sie leben müssen.

Klaus Eiden, ROKPA-Vorstandsmitglied und Initiator der Obdachlosenhilfe von ROKPA hat sich im vergangenen Winter umgetan. So schreibt er:
„Es leben mehrheitlich (ca. 95 %) Männer auf der Straße. für die Frauen ist es noch viel härter und sie halten sich kaum draußen auf, dafür hängen sie tagsüber in den Tagesstätten ab …ich habe inzwischen einige Menschen gesehen, die zu den echten „Berbern“ gehören und die jede Gesellschaft völlig meiden. Sie sind auch kaum ansprechbar und leben versteckt unter Brücken und hier sogar in extra-Nischen getrennt von den anderen Wohnungslosen … manchmal hat sich ein kleiner Berg von take-away Lebensmitteln um sie angesammelt, der aber unberührt zu sein scheint, … ein solcher „Eremit“ hatte völlig verkrustete Hände und lange Fingernägel, er war in eine Decke eingehüllt und offenbar verwirrt. Das einzige, was er zögernd akzeptiert hat, war ein wenig Geld … wir haben ihn mehrmals besucht und kaum zu glauben: er lebt zurzeit versteckt in der Unterführung des Amtsgerichts Schöneberg und dort, wo kaum Menschen vorbei gehen … Wir wollen auch nach Friedrichshain und hier besonders zur S-Bahn-Station Frankfurter Allee und zum Ostkreuz  fahren, denn dort leben fast nur sehr junge Leute auf der Straße, die bislang in den besetzten Häusern übernachtet haben. Aber inzwischen wurden fast alle Häuser von der Polizei geräumt …“

Anfänglich wollte Klaus mit seinen Helfern den Menschen auf der Straße vor allem etwas zu Essen anbieten. Doch wer auf der Straße lebt, ist misstrauisch, nimmt nicht einfach Lebensmittel von Fremden an. So wurde schnell klar, dass es effektiver ist, die örtlichen Anlaufstellen für Wohnungslose zu kontaktieren und von diesen Experten herauszufinden, wie wir mit Spenden helfen können. Wir unterstützten in der Folge zwei Einrichtungen: Die Johanniter Kälte-Hilfe, die in Kreuzberg eine Notübernachtung anbietet und die Tagesstätte der Unionhilfe Berlin in Schöneberg.

In der Notunterkunft finden an sieben Tagen in der Woche bis zu 34 weibliche und 66 männliche Gäste eine Bleibe für maximal zwei Nächte. Dort können sie duschen, bekommen Frühstück und Abendbrot. Selbst für zehn Personen mit Hund gibt es Platz. Doch das ist Platz für insgesamt 100 Personen und nur für zwei Tage. Danach geht es wieder hinaus in die Kälte und deswegen ist es gut, einen Schlafsack und warme Kleidung zu haben. Dafür konnte ROKPA mit Ihren Spenden sorgen. Außerdem konnte in der Unterkunft an Ostern für 100 Personen ein gutes Essen ausgegeben werden.

Wohnungslose finden in der Wohnungslosentagesstätte des Unionhilfswerks tagsüber eine offene Tür. Hier bekommen sie eine kostenlose Mahlzeit, können sich aufwärmen, warmen Tee trinken, Wäsche waschen, ins Internet gehen. Die Mitarbeiter dort, wissen um die Probleme ihrer Gäste und was diese brauchen. So fragte man bei ROKPA an, ob wir robuste Jeanshosen spenden könnten. Und dank Ihrer Spenden, war das möglich!

Herzlichen Dank also für Ihre Spenden! Und bitte vergessen Sie nicht: auch wenn die Temperaturen nun steigen, der Winter vorbei ist: Der nächste Winter kommt bestimmt und wenn wir bereits jetzt Spenden bekommen, dann können wir rechtzeitig Aktionen planen, die die Not lindern!