Retreathaus Dolma Lhakang

Update Dolma Lhakang 06/21

In Dolma Lhakang scheint das Leben in seiner Ruhe und Abgeschiedenheit unberührt von den Ereignissen der Welt weiterzugehen. Leider konnten wir pandemiebedingt weder im vergangenen Jahr noch bisher in diesem Jahr den projektverantwortlichen Abt Shechen Kongtrul Rinpoche nicht treffen und nur virtuell kommunizieren. Doch die Nonnen und Mönche scheinen fleißig zu studieren und, das ist eine Nachricht: Das neu erbaute Klausurgebäude, dessen Vorgänger vor mehreren Jahren starken Regenfällen zum Opfer fiel, ist fertiggestellt!

Heutzutage haben sie vier gut ausgebildete Khenpos, die im Kloster arbeiten. Zwei von ihnen unterrichten in der Shedra (Lehranstalt) der Mönche, einer lehrt in der neu gegründeten Shedra für die Nonnen und der vierte Khenpo reist zu anderen Klöstern und Zweigen von Dolma Lhakang, um zu lehren. Alle vier wurden in Dolma Lhakang selbst ausgebildet und einige haben ihr Wissen in anderen Shedras erweitert. Die Mönche lernen in vier verschiedenen Klassen/Stufen. Nachdem sie mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens begonnen haben, machen sie ein Jahr lang Logik. Danach studieren sie Argumentation. Dann studieren sie die sechs Paramitas, um ein grundlegendes Wissen über den Mahayana-Buddhismus zu erlangen. Danach geht es weiter mit Madhyamika-Studien, dann ist Abidharma das nächste Thema. Danach studieren sie den Vinaya und während der letzten zwei Studienjahre beschäftigen sie sich mit Vajrayana. Immer wieder wird das Erlernte beim Debattieren abgeprüft und gefestigt.

Auf Youtube gibt es aktuelle Impressionen: https://youtu.be/q_lnl4b9L1Y

Impressionen aus Dolma Lhakang 06/21

Die Mönche haben einen streng geregelten Tagesablauf. Sie leben zu zweit oder zu dritt in einem Raum. Oft sind sie miteinander verwandt, zum Beispiel Onkel und sein Neffe. Sie wechseln sich beim Kochen ab. Morgens treffen sich alle Mönche im großen Schreinraum, um die Morgengebete gemeinsam zu rezitieren. Dann gehen sie in ihre jeweilige Klasse. Mittags kocht einer der Zimmergenossen für alle. In den Mönchszimmern passiert alles: das Frühstück, Mittag-und Abendessen, die Hausaufgaben und in der Nacht wird hier geschlafen.

Warum es immer noch sehr attraktiv ist, Nonne zu werden:

Frauen entschließen sich aus unterschiedlichen Gründen Nonne zu werden. Aus Befragungen können wir derzeit vier Hauptgründe ausmachen:

  1. Eine junge Frau will in traditioneller Weise studieren und ein religiös ausgerichtetes Leben führen und/oder die Familie empfiehlt und wünscht diesen Lebensweg
  2. Eine Frau findet keinen Ehemann und will nicht als unverheiratete Person bei anderen Leuten
    als Dienstmädchen arbeiten, denn in den ländlichen Gebieten gibt es keine Alternativen.
  3. Eine Frau war verheiratet, hat keine Kinder und der Mann ist verstorben.
  4. Ein Kind hat keine Eltern und nahe Verwandten mehr und wird deshalb im Kloster aufgenommen.

In den klösterlichen Einrichtungen, mit denen ROKPA im Gespräch ist, finden wir immer Vertreterinnen aller Gruppen. Entschließt sich eine junge Frau, in eine Nonnengemeinschaft einzutreten, wird sie in der Regel finanziell von ihrer Familie unterstützt.

Die Shedra der Nonnen hat zwei verschiedene Klassen mit jeweils etwa 30 Nonnen. In der einen Klasse wird der berühmte Text von Shantideva studiert, das Bodhicaryavatara: Der Weg des Lebens zu Erleuchtung. „Dü Tra“ ist eine Sammlung von Themen für das Geistestraining, das in der anderen Klasse behandelt wird. Es gibt etwa 120 Nonnen in den vier verschiedenen Nonnenklöstern, sodass sich die Hälfte von ihnen jeden Tag zum Lernen trifft, viele andere praktizieren in Einzelretreats. Auch ihr Tagesablauf ist streng geregelt, wie bei den Mönchen. Morgens trifft man sich für die Morgengebete, dann kommt der Khenpo für den Unterricht. Das Mittagessen kocht jede Nonne für sich oder sie wechseln sich ab, wenn sie gemeinsam eine Hütte bewohnen.

ROKPA unterstützt mit Ihren Spenden Nonnen und Mönche beim Studium, indem wir ihr Essen finanzieren. Das entlastet die Familien und trägt zur Erhaltung der tibetischen Kultur und Sprache bei.

[Beitragsbild: das neue Retreathaus von Dolma Lhakang]