Im Stammkloster von Dr. Akong Tulku Rinpoche, dem Gründer von ROKPA, ticken die Uhren langsamer als bei uns in unserem hektischen Leben in Europa. Allein die Höhe von über 4.500 Metern über dem Meer, die Nähe des Himmels, macht es aus, dass dieser Ort ein besonderer ist, einer, der zur inneren Einkehr ruft und förderlich ist zum Meditieren und Studieren. Bereits vor drei Jahrhunderten wurde deshalb das Kloster gegründet.
Die 126 Nonnen, die in fünf Gemeinschaften in der Nähe des Klosters leben und die 100 Mönche im Kloster haben ihre Zeit gut genutzt, ihre Studien weiterbetrieben, in verschiedenen Klassen, mit verschiedenen Lehrern, zu verschiedenen Themen innerhalb des Lehrplans, den sie zu absolvieren haben. Daran konnte auch Corona nichts ändern. Im Gegenteil. Alle zehn Tage haben Nonnen und Mönche zwar einen freien Tag, für alltägliche Dinge wie Wäsche waschen, Familienbesuche in der Nähe oder um eine Mitfahrgelegenheit in den nächstgelegenen Ort für dringende Einkäufe zu nutzen. Doch auch dort war man sich der Gefahr durch die Krankheit bewusst, auch wenn sie weit weniger stark war als unten in den großen Städten und die Nonnen bzw. Mönche waren weniger unterwegs. Inzwischen sind alle durch ein mobiles Impfteam, das zum Kloster kam, geimpft. Glücklicherweise war niemand an Covid 19 erkrankt.
Zwanzig Jahre Studium und danach viele Prüfungen haben sie hinter sich, die neuen „Khenpos“ von Dolma Lhakang. Der Begriff Khenpo wird oft als „Abt“ übersetzt. Doch eigentlich ist es auf Deutsch eher als „Gelehrter“ zu übersetzen. Nach der Sekundarstufe allgemeiner Ausbildung sind es noch einmal dreizehn Jahre intensiven Studiums, die sich anschließen. Fünf Fächer der buddhistischen Geisteswissenschaft sind es, in denen die Studenten ihre Gelehrsamkeit beweisen müssen:
- Prajñāpāramitā,
- Madhyamaka,
- Pramāṇa,
- Abhidharma und
- Vinaya.
Hinter diesen fünf Begriffen stehen ganze Textsammlungen zu diesen fünf Themen der buddhistischen Literatur und Philosophie, die man als Khenpo gelesen und verstanden haben muss. Ähnlich wie beim Rigorosum für den Doktortitel in westlichen Ländern müssen die Prüflinge ihr Wissen in einer mündlichen Prüfung beweisen und verteidigen.
Alle drei werden in Dolma Lhakang bleiben und dort ihr Wissen an Nonnen und Mönche weitergeben.
Das neu errichtete Klausurgebäude wird dieses Jahr noch nicht eingeweiht. Warum?
Einfache Antwort: die zukünftigen Klausurteilnehmer sind noch nicht so weit. Einer Klausur geht immer eine intensive Vorbereitung voraus. Da eine traditionelle Klausur drei Jahre, drei Monate und drei Tage dauert, die nicht unterbrochen werden soll, wird durch die Vorbereitung sichergestellt, dass jeder Teilnehmer auch gefestigt genug ist, um diese Zeit sinnvoll zu verbringen und auch durchzuhalten. Dazu müssen nicht zuletzt vorbereitende Texte studiert werden. Aber der Abt Shechen Kongtrul Rinpoche ist zuversichtlich, dass die Klausurteilnehmer im kommenden Jahr so weit sein werden.
Jedes Jahr, zum Todestag (08.10.2013) von Dr. Akong Tulku Rinpoche, gibt es mehrere Tage lang Gedenkzeremonien und Gebete in Dolma Lhakang. Die Menschen aus der Region strömen herbei und versammeln sich in der riesigen Gebetshalle oder auf dem Platz vor dem Kloster, um daran teilzunehmen. Die vielen Menschen gedenken eines großen Mannes: Akong Rinpoche war ein Wohltäter, dem das Wohl aller Menschen am Herzen lag und der mit vielerlei Aktivitäten den Menschen in seinem Heimatland half: durch die Förderung medizinischer Einrichtungen, Ausbildung in tibetischer Sprache und die Erhaltung der tibetischen Kultur und der Umwelt.
Der amtierende Abt, Shechen Kongtrul Rinpoche war leider dieses Jahr nicht bei den Gedenkfeiern zugegen, er war zu der Zeit im Krankenhaus wegen gesundheitlicher Probleme.
Dolma Lhakang, das Stammkloster von Dr. Akong Tulku Rinpoche, ist eine Einrichtung, die unsere Unterstützung verdient. Hier leben, lernen und praktizieren Menschen im Bestreben die tibetische-buddhistische Kultur und Sprache am Leben zu erhalten. Aber wie wir alle, brauchen Nonnen und Mönche Essen und Trinken zum Überleben, besonders in der großen Höhe.
ROKPA unterstützt das Kloster mit Geld für Nahrungsmittel durch Ihre Spenden. Bitte setzen Sie Ihre Unterstützung fort!