Moderne Nomaden in Tibet

Jahresrückblick 2022

Liebe Freundinnen und Freunde von ROKPA,

wieder einmal neigt sich ein Jahr zu Ende. Wir schreiben das Jahr 2022. Wir sehen uns noch immer mit der Krankheit Covid-19 konfrontiert. Der Krieg in der Ukraine fordert weiterhin viele Opfer. Wie stark sich durch die Folgen dieser beiden Krisen sich der Alltag eines jeden von uns geändert hat und sich in der nächsten Zeit noch ändern wird ist sicherlich ganz unterschiedlich. Während die einen Angst haben müssen, ihre Arbeit zu verlieren oder die Heizungsrechnung nicht mehr bezahlen zu können, stehen andere schon bei der Tafel um Lebensmittel an. Für wieder andere ändert sich vielleicht nicht so sehr viel, außer, dass wir alle mit höheren Preisen und knapperen Ressourcen umgehen lernen müssen.

Umwelttechnisch stand dieses „Energie-Sparen-müssen“ schon lange auf der Liste, aber wir haben uns nicht darum gekümmert, weil wir glaubten, es könne immer so weiter gehen. Doch in vielen Ländern der Erde gibt es Menschen, die davon träumen, in einem Land wie dem unseren zu leben, auch wenn hierzulande die Lebensmittel teurer, die Heiz- und Stromkosten höher werden. Denn vielerorts haben Menschen wenig mehr, als das, was sie heute essen und sie sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Bei den Diskussionen darüber, ob wir kürzer duschen oder unsere Wohnungstemperatur um ein Grad senken sollten, erinnere ich mich gerne an die Tibetreisen im Team unseres verstorbenen ROKPA-Präsidenten Dr. Akong Tulku Rinpoche. Die Reisen fanden in der Regel zwischen September und Dezember statt. Wir begannen in den eher kälteren Regionen Qinghais im September und tourten dann bis in den Dezember hinein in Richtung Yunnan, wo es auch im Dezember noch vergleichsweise warm ist und auf 3.000 Höhenmetern Orangenbäume wachsen. Die ganze Reise hindurch war nirgendwo eine Heizung im Hotelzimmer. Bei Minusgraden während der Nacht saßen wir im ungeheizten Zimmer, warm verpackt in Daunenjacke und Stiefel, ständig heißes Wasser schlürfend an unseren Computern, um die Bericht für ROKPA zu schreiben. In chinesischen und tibetischen Läden gibt es das ganze Jahr über lange Unterwäsche zu kaufen: im Sommer dünne, seidenartige feine Hemden und Hosen. Im Herbst sind sie dann aus dickerem Material und gegen November Dezember kommen dann die ganz dicken gepolsterten Unterwäschewaren auf die Verkaufstische. Der Grund: ohne lange Unterwäsche lebt man dort nicht. Zusätzlich heizen sich die Menschen von innen ein, indem sie ständig heißen Tee oder heißes Wasser zu sich nehmen. Dort habe ich viel gelernt und auch zu Hause hier im Winter nachgeahmt. Das werde ich diesen Winter wieder tun.

Möge es uns allen gelingen, den kommenden Winter gut und gesund zu überstehen! Möge es uns mit Ihrer Hilfe gelingen, die Not von Menschen in Nepal, Tibet und Simbabwe zu lindern!

Mit den besten Wünschen für die bevorstehenden Festtage und das neue Jahr 2023 verbleibe ich
Ihre

Barbara Pfeiffer