Nonnen von Dolma Lhakang beim Unterricht

Die Nonnen von Dolma Lhakang 2022

Tsawa Dolma Lhakang, das Stammkloster des ROKPA-Gründers Dr. Akong Tulku Rinpoche liegt auf ca. 4.500 Metern Höhe in der Region Tsawa Gang im Westen der Region Chamdo, Autonome Region Tibet. Die Nonnen leben etwa fünf Kilometer vom Hauptkloster entfernt in fünf Gemeinschaften, während die 100 Mönche im eigentlichen Kloster leben, studieren und meditieren.

Für Menschen im Westen klingt es heutzutage eher exotisch, wenn jemand sagt, sie oder er gehe „ins Kloster“, beziehungsweise werde Nonne oder Mönch. Doch auch hier gibt es Menschen, die diesen Weg wählen, aus unterschiedlichen Gründen.

Immer wieder haben wir uns gefragt, was die Motivation der Frauen in Tibet ist, den Weg als Nonne zu wählen. Auch hier sind die Gründe unterschiedlich. Einerseits gibt es diese Familientradition, dass mindestens eines von mehreren Kindern den monastischen Weg gehen sollte, quasi als StellvertreterIn für die ganze Familie. Andererseits ist es aber bis heute meist ein fehlendes Angebot an Alternativen. Frauen sind in der tibetischen Gesellschaft, insbesondere in den abgelegenen Gebieten, meist früh verheiratet. Akong Rinpoche hat einmal gesagt, dass eine Nomadenfrau in der Regel kaum vier Stunden Schlaf bekommt in der Nacht. In aller Frühe muss sie aufstehen zum Melken. Danach Dung zusammensuchen, um das vielleicht noch schwelende Feuer anzufachen, damit sie das Wasser, das sie zuvor vom Fluss geholt hat aufkochen kann. Denn alsbald wacht die Familie auf, will heißen Tee trinken zur Tsampa, dem gerösteten Gerstenmehl als Frühstück. Die Kinder müssen, gewaschen und angezogen werden. Dann geht es hinaus zum Dung sammeln, oder Pilze sammeln oder Tiere füttern, Kleidung ausbessern, putzen…und und und…

Kein leichtes Leben. Und keine Chance, etwas zu lernen, außer dem, was man von der Großmutter und Mutter gelernt hat: wie man die Nudeln zur Suppe bereitet, wie man Kleidung herstellt, wie man flickt und näht und Wunden behandelt.

Nicht jede Frau möchte das. So manche Frau möchte mehr machen aus ihrem Leben, möchte lernen, etwas erreichen, auch im spirituellen Sinne. So reift der Entschluss heran, die „Roben zu nehmen“, d.h. Nonne zu werden.

Das Leben der Nonnen von Dolma Lhakang ist auch kein Zuckerschlecken. Sie müssen sich rundherum selbst versorgen. Außer in den drei kältesten Wintermonaten und zwei Wochen im Sommer verfolgen sie ihr festes regelmäßiges Studien-und Meditationsprogramm von Montag bis Samstag. Der Sonntag ist frei und wird zum Ausruhen, aber auch Wäschewaschen verwendet. Je nach Alter bzw. Lernklasse, sieht das Programm Unterschiedliches für jede Nonne vor. Die älteren Nonnen, d.h. die oberste der drei Lernklassen, beschäftigt sich vorwiegend mit dem Geistestraining des berühmten Jamgon Kongtrul Lodrö Thaye, der im 19. Jahrhundert lebte. [1]

Die untere Klasse studiert Abhandlungen des buddhistischen Kanons, die sich mit den Ordensregeln und den Lehrreden des Buddha befassen. Die mittlere Klasse beschäftigt sich mit Texten des Abhidharma. Für alle Nonnen gilt, dass sie, je nach ihren eigenen Befähigungen, nach dem Prinzip „Hören-Reflektieren-Meditieren“ alles Gelernte verinnerlichen. Zusätzlich zu den Stunden in buddhistischer Philosophie haben sie Unterricht in Lesen, Orthographie und im Zeremoniell verschiedener Gebetsrezitationen. Jeden Abend und Morgen gibt es eine Meditationssitzung, täglich wird debattiert und gelernt.

Die kalten Wintermonate verbringen die Nonnen bei ihren Familien oder Verwandten, wo sie sich um Kranke und Alte kümmern und den Kleinsten Unterricht im Lesen und Schreiben geben.

Ein ausgefülltes Leben! Doch die Familien haben oft nicht genug Geld, um das Essen für ihre verwandten Nonnen zu finanzieren. Hier hilft ROKPA, dank Ihrer Spende!

[1] Literatur z. B.:
Jamgong Kongtrul: „Der große Pfad des Erwachens – Ein Kommentar zur Mahayana-Lehre der sieben Punkte der Geistesübung“, Theseus 1996
Das „Sieben-Punkte-Geistestraining“ ist ein Modul im Tara-Rokpa-Prozess.