Yeshi und Chunga Lhamo haben wir im Juni in Yushu getroffen. Nach Zaduo konnten wir nicht reisen. Es liegt etwa drei Fahrstunden von Yushu entfernt, auf über 4.000 Metern Höhe. Doch da im Mai und Juni die große Zeit des „Sommerwurm-Wintergras-Pilzes“ ist, sind keine Fremden erlaubt. Es ist die Domäne der Einheimischen, die diese hochbegehrten Pilze ausgraben und dann auf dem Markt den vielen angereisten Händlern anbieten, die die Ware begutachten und nach dem Kauf weiter in die Metropolen tragen, wo sie wiederum verkauft und schließlich zu Medikamenten verarbeitet werden. Dieser „Caterpillar-Fungus“ ist eine wichtige Einnahmequelle für die Tibeter in der Region.
Weitere Details: https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesischer_Raupenpilz (Ophiocordyceps sinensis).
Doch zurück zu Chunga Lhamo und Yeshi. Ich befrage Yeshi nach seiner Praxis. Immerhin haben wir uns pandemiebedingt drei Jahre nicht gesehen und der Kontakt über WeChat war eher spärlich. Während Chunga Lhamo in Zeiten der strengen Lock-Downs in Yushu mit den vier Kindern festsaß in der kleinen Zwei-Zimmerwohnung, musste Yeshi die Praxis schließen. Das war behördlich angeordnet. Alle verfügbaren Ärzte wurden von der Regierung rekrutiert zum Testen und Impfen. Immer wenn er es konnte, ist Yeshi dann doch mit seinen tibetischen Medikamenten ausgerüstet in die abgelegenen Gebiete gefahren. Dort sind über ein riesiges Gebiet viele kleine Dörfer verstreut und die meisten kann er nur mit dem Motorrad erreichen, weil es kaum befahrbare Straßen gibt. Er besucht jede Familie und fragt an, wer medizinische Hilfe braucht. Seine Untersuchung und die Medikamente sind kostenlos für die Patienten. Im vergangenen Frühjahr durfte er die Praxis wieder öffnen. Da die Arbeit vor Ort und die vielen Besuche in den Dörfern kaum zu bewältigen ist, hat sich Yeshi nun einen Kollegen gesucht, der ihn bei der Arbeit unterstützt. Schätzungsweise dreitausend Patienten hat Yeshi zu betreuen. Sehr häufig vorkommende Krankheiten sind Hepatitis, Gallenprobleme, Magenverstimmungen und Bluthochdruck.
Yeshi spricht von einem Medikament aus der tibetischen Heilkunde, mit dem man den Blutdruck nach einer Einnahme von sieben Tagen für ein Jahr senken kann. Doch nicht nur Medikamente verabreicht Yeshi seinen Patienten, sondern er gibt auch Ratschläge für ein gesünderes Leben, wie zum Beispiel Tipps für gesunde Ernährung und mehr Bewegung im Alltag.
Damit Yeshi diese Arbeit weiter machen kann, sind jährlich ca. 3.800 Euro notwendig. Die Medikamente bezieht er aus Qamdo und Lhasa in der Autonomen Region Tibet.
Die Praxis von Yeshi ist sehr beliebt bei den Menschen in Zaduo und Umgebung. Denn Yeshi behandelt nicht nur Leiden wie Bluthochdruck, Magenbeschwerden, Hepatitis und so weiter, denn er zieht auch Zähne und repariert sie. Seine Füllungen sind von höchster Qualität, das Material kommt aus Deutschland. Er kann es in Xi‘an bestellen.
Während Yeshi von Ort zu Ort zu Patienten reist oder diese in der Praxis in Zaduo behandelt, ist Chunga Lhamo während der Schulzeiten in Yushu mit den vier Kindern. Sie verdient das Familieneinkommen mit ihrer Tätigkeit als Schulärztin und ist diejenige, die sich hauptsächlich um die Belange der Kinder kümmert. Manchmal hat sie selbst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Doch sie hält fest an ihrem Lebenskonzept und ist überzeugt, dass durch ihren familiären Zusammenhalt sehr viel Gutes bewirkt werden kann. Die Familie von Chunga Lhamo und Yeshi ist beispielhaft und ihre Arbeit verdient Unterstützung!
Danke für Ihre Spenden mit dem Stichwort „medizinische Hilfe in Tibet“.