Essen in Tibet
Wichtiger Bestandteil einer jeden Kultur ist das Essen. Daher veröffentlichen wir hier gelegentlich Rezepte, die wir auf unseren Reisen kennen gelernt haben. Traditionelle Gerichte zeugen von der Lebensweise der Menschen und sind stark vom jeweiligen Klima beeinflusst. Die Gerichte, die ich hier vorstelle, stammen aus meiner eigenen Erfahrung von den Mahlzeiten, die ich auf meinen Reisen in die tibetischen Gebiete genossen habe, sowohl bei privaten Einladungen als auch in Restaurants.
So wie die Menschen in Deutschland früher, wenn sie unterwegs waren, immer einen Kanten Brot im Sack hatten, haben Tibeter mit Tradition sicherlich immer Tsampa (=geröstetes Gerstenmehl) und womöglich auch tibetischen Käse sowie Butter im Gepäck, manchmal auch getrocknetes Fleisch und Teeblätter. Damit sind sie ausgerüstet für alle Lebenslagen und machen sich zur Not mit gekochtem Tee ihr Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, wenn es nichts Anderes gibt.
In der tibetischen Küche Alltagsküche herrschen Mahlzeiten vor, die in einem Topf hergestellt werden können. Es sind Mahlzeiten mit vielen Kohlenhydraten und Fett, also sehr nahrhaft und dafür geeignet, den Organismus zu wärmen und lange satt zu halten in einem rauen Klima auf großer Höhe. Mir scheint, dass viele der Tibeter, obwohl inzwischen sesshaft, doch noch die Tradition einer Art Campingküche weiterführen, wo man in kurzer Zeit mit wenig Ausrüstung und nur einem Topf eine leckere Mahlzeit herstellt.
So manches Mal wurden wir überrascht durch etwas archaisch wirkende Teller mit großen Stücken von gekochtem Fleisch mit Knochen, oder oder durch eine ganze gekochte Yakzunge (s. Bild), die man uns als Spezialität auftischte. Drei Mahlzeiten müssen es mindestens sein in der großen Höhe mit der dünnen Luft. Am Morgen wird Tsampa mit Butter und süßem Krümelkäse in eine Teeschale gegeben und festgedrückt. Dann gießt man Tee auf diese Mischung und lässt es etwas abkühlen. Anschließend trinkt man den Tee ab und löst mit der Zunge die obere, jetzt schön vollgesogene Schicht von Tsampamehl mit Butter. Es schmeckt köstlich wie geröstetes Brot mit Butter. Anschließend wird wieder Tee nachgegossen und der gleiche Prozess vollzieht sich immer wieder, bis die Schale fast leer ist. Sehr geschickt werden dann die Tsampareste mit einer Hand zu einem Ballen geformt und in den Mund gesteckt.
Mittags werden Momos oder gekochtes Fleisch, gekochte Kartoffeln und etwas Gemüse gegessen, oft eingetunkt in ein feuriges Chilipulver. Am Abend wird Thukpa gegessen, das ist eine Suppe, hergestellt aus einer Fleischbrühe, in der grünes Gemüse, kleine Fleischstücke und in der Regel selbst gemachte Nudelstückchen schwimmen.
Das wohl bekannteste Gericht der tibetischen Küche sind die mit Fleisch oder anderen Zutaten gefüllten Momos. Je nach Kulturregion haben sie eine andere Form und jede Region ihre speziellen Zutaten. Ich habe bei den vielen Reisen in die tibetischen Gebiete viele Male Momos gegessen und jedes Mal haben sie etwas anders geschmeckt.